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DIE BRÜCKE DER LIEBE

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges, als sie den Krieg noch gar nicht vorausahnen konnten, verliebten sich die Lehrerin Nada und der serbische Offizier Relja ineinander. Sie verliebten sich ineinander und versprachen sich einander. Das war eine Liebe, von der alle sprachen und die die Aufmerksamkeit aller Bewohner von Vrnjačka Banja fesselte. Aber dann kam der Krieg mit all seinen Schrecknissen – Soldat Relja wurde an die Front nach Griechenland geschickt. Er geht fort und kehrt nie wieder – wegen einer schönen Griechin, in die er sich verliebt, so dass er die Verlobung mit Nada löst. Über sein weiteres Schicksal sagt die Legende nichts weiter aus. Um Nadas Schicksal dagegen weiß aber jeder Bewohner von Vrnjačka Banja: Aufgrund der maßlosen Trauer um ihren geliebten Relja ging sie allmählich ein und verstarb schließlich, jung und unglücklich.     

Erschüttert von Nadas Schicksal und in dem Bestreben, ihre eigene Liebe zu beschützen, gravierten junge Mädchen ihre Namen und die Namen ihrer Geliebten auf Vorhängeschlösser, hängten diese an der Brücke an, die der Lieblingstreffpunkt von Nada und Relja gewesen sein sollte und warfen die Schlüssel symbolträchtig in den Fluss. Es kamen neue Kriege und neue Leiden. Die Geschichte wurde vergessen und von dem Brauch, ihre Liebe zu „verschließen“, wichen die jungen Mädchen immer mehr ab. So war das, bis Desanka Maksimovic, so der Volksmund, bei einem ihrer vielen Besuche in Vrnjačka Banja davon erfuhr und inspiriert dadurch eines ihrer schönsten Liebesgedichte schrieb: Gebet für die Liebe. Auch wenn der Mensch von Natur aus zum Vergessen neigt, ist diese Geschichte unvergessen geblieben. Um sie weiterleben zu lassen, setzen junge Liebespaare die alte Tradition fort und verschließen ihre Liebe mit dem Liebesschloss. Dabei wurde die Brücke „Brücke der Liebe“ getauft.

Gebet für die Liebe

Rasch wie kurzlebige Blütenblätter

wird diese Liebe anfangen zu bröckeln, zu schmerzen,

nach Vergessen gierig ist der dunkle Sog.

Oh Herr, andere bitten Dich um Glück und Frieden,

doch ich: Bitte bewahre in meinem Herzen,

fessle, den unsteten Geist danieden.  

Schlag meine Seele wie eine gold´ne Truhe zu,

mache sie zu einem Tempel der Liebe.

Oh, meine Seele erbittet nicht Glück für sich –

alle alten Freuden mögen ruhig entweichen –

doch gottesfürchtig suchte sie nach nem Zeichen,

dass dieser Tag dem schrecklichen Untergang wich`

Ohne deine Hilfe wird alles schnell verblassen

wie eine Mohnblume im reifen Getreide

Oh Herr, ich bitte nicht um Glück, Freud` und Lust. 

Dass dieses Leid nicht vergeht, habe ich Angst;

Dass diese heilige Lohe, die in mir entbrannte,

mit Mal verlischt und zu Asche wird,

über Nacht wieder aufflammt in meiner Brust.


(Aus dem Serbischen von Nikola D. Vujčić)