Da Vrnjačka Banja im Siedlungsgebiet des Dorfes Vrnjci entstanden ist, entsprach der Baustil der traditionellen dörflichen Bauweise. Durch immer mehr Besucher, vor allem Ärzte und Ingenieure, die aus dem Ausland kamen oder dort studierten, veränderte sich das Aussehen der Ortschaft, da sie teilweise andere ästhetische Normvorstellungen mitgebracht hatten. Diese waren in der Regel eng verbunden mit dem Ort, an dem sie studiert oder gelebt hatten. Die Entscheidung einiger hochangesehener Leute im damaligen Serbien, in Vrnjačka Banja verschiedene Bauwerke zu errichten, regte einen intensiven Bau von luxuriösen Ferien- und Mietshäusern, Villen und Hotels an.

Spezifisch ist in Vrnjačka Banja auch der Gebrauch der Bezeichnung „Villa“. Diese Bezeichnung, die schon seit der Römerzeit mit Luxusbauwerken verbunden wird, bezieht sich in Vrnjačka Banja auf alle Mietsbehausungen, unabhängig von ihrer Größe.

Beim Betrachten der alten Fotos und Ansichtskarten mit den damaligen Bauwerken fallen in diesem Zusammenhang ebenfalls schön gepflegte Gärten auf. Hiervon ausgenommen waren nur jene Häuser, die dicht an der Baufluchtlinie lagen und somit Teil des öffentlichen Bereichs waren. So kann man mutmaßen, dass für die Bewohner von Vrnjačka Banja und dessen Liebhaber das Ambiente entscheidend für die Einstufung eines Hauses als „Villa“ war.

Im breiteren Zentrum der Stadt, in einem als Kurbereich definierten Stadtteil von Vrnjačka Banja, können im Hinblick auf die Stileigenschaften der Bauwerke mehrere Gruppen ausgemacht werden, die verschiedene historische Entwicklungsstufen erkennen lassen.
Die Herauslösung der Kurbezirke aus dem Areal des Dorfes Vrnjci führte zu einem bestimmten Lebensstil sowohl in als auch außerhalb der Kurzonen. Dörfliche Häuser, ungeschickt umgebaut, wurden zu ersten Formen der Gemeinschaftsunterkünfte.
Solcher Bauart, die sich im Kurkernbereich glücklicherweise bis heute erhalten hat, folgt auch der Hof Vidaković. Dieser besteht aus „Moravka“, einem Familienhaus nach Morava-Bauart mit Veranda und Bögen, einem „vajat“ oder einem unterkellerten Gästehaus – einer Blockhütte, einem Bauerngut mit Milchstube und einem aus Stein gebauten Stall. Neben ihnen steht ein neu erbautes einstöckiges Haus, die Villa „Bor“, die an Gäste vermietet wurde.
Die ersten Formen der Gemeinschaftsunterkünfte aus festem Baumaterial waren Quartiere. Diese Mietsobjekte waren Häuser mit länglicher Grundlage und einer Veranda, in die zwei der Räume ausliefen, und mit je einem Raum für die Küche und den Vermieter. Von den Quartieren ist heute nur „Brđini“ (zwar mit der zugebauten Veranda) aus dem Jahr 1904 erhalten geblieben sowie die veränderten Quartiere „Lipa“ und „Kaća“.

Zeitgleich mit den Quartieren entsteht durch Ausbau von Nebenräumen auf beiden Seiten mit verkürzter Veranda in der Mitte ein Stil, der „typische Architektur von Vrnjačka Banja“ genannt wird. Zuerst waren das einstöckige und später auch doppelstöckige Bauten. Beispiele solcher Architektur sind die Villen „Zrak“, „Zora“, „Avala“, „Zdravlje“, „Gradištanac“, „Kosovo“, „Vojvodina“, „Do-ra-mi“ u.a.



Auch sind schöne Beispiele im urwüchsigen Kernbereich zu sehen: Häuser mit einer vorspringenden Veranda, die gelegentlich zugemauert und in ein Zimmer umgebaut wurde. Dazu zählen die Villen „Desa“, „Višnja“ und „Taraboš“.“.

In Vrnjačka Banja kann man auch Exemplaren im balkan-byzantinischen Baustil begegnen – Häusern mit vorspringendem Erker, in der Bauweise, für die eine Reihenkombination aus leicht angemeißeltem Stein und Backstein mit betonten Fugen charakteristisch ist: „Zlatibor“, Mir“ i Šumadija“, oder auch ohne den Erker: „Grlica“, „Slavuj“, „Carić“. Diese Bauten wurden auf dem Crkveno brdo errichtet, einem Berg von romantischer Schönheit, der mit seinem Ambiente und den architektonischen Besonderheiten eine prachtvolle Einheit bildet und als solcher zum historischen Kulturgut von großer Bedeutung für die Republik Serbien erklärt wurde.


Neben diesen wurden in Vrnjačka Banja auch Hotels und Villen im pseudoklassizistischen Stil errichtet wie z.B.: „Sotirović“, „Beograd“, „Soldatović“, „Železničar“, „Palas“, „Belimarković“ und „Poštanski dom“.




Doch das älteste und markanteste Objekt aus dieser Baustilgruppe stellt sicherlich das Sommerhaus des Generals Jovan Belimarković dar. Es wurde am Berghang oberhalb der Thermalquelle errichtet und sticht so in der Umgebung hervor. Es wurde nach dem Vorbild norditalienischer Feldschlösser jener Zeit aufgebaut, gemäß dem Entwurf seines Neffen, des Bauingenieurs Pavle Denić und entsprechend dem Bauprojekt des österreichischen Architekten Franz Winter. Das Schloss wurde den Nachkommen Jovan Belimarkovićs abgekauft, mit dem Ziel einer Umwidmung in ein Museum, eine Galerie und einen kleineren Konzertsaal.

Der Sezessionsstil ist mit den Autorenbauwerken wie „Arnoljević“, „Jela“ und „Dom dr D. Radića“ vertreten. Eine reich stilisierte florale und geometrische Plastik verziert die Fassade der genannten Objekte. Terrassen mit Schmiedeeisenzaun ergänzen die Überschwänglichkeit. Es ist schwer, einen anderen Ort in Serbien zu finden, an dem der Stil der Moderne mit seiner Anordnung der Elemente auf einer begrenzten Fläche in das Gesamtbild besser hineinpasst, als in Vrnjačka Banja.



Dieser Stil von geometrischen Formen und Linien, ohne dekorative Ornamentik, passt hervorragend mit der stilistischen Vielfalt der umstehenden Objekte und der Vegetation zusammen. Die Bauwerke vom Typ „Moderne“, konzipiert vor allem als kleinere Familienhäuser, haben durch die Strenge ihrer Formen kein bisschen an Intimität und Alleinstellungsmerkmalen eingebüßt. Nur zwei Objekte dienten als Pensionen: „Zoraida“ und „Miletić“. Zu diesem Bautyp gehören auch die Villen „Blaznavac“, „Hortenzija, „Ljilja, „Zosik“, „Ebert“, „Vetka“, „Stojadinović“, „Ideal“, „Njujork“, „Stražilovo“, „Bane“ und andere.



Eine besondere Gruppe bilden Pensionen und Familienvillen mit Mansard- und abgeknickten Dächern wie z.B.: „Splendor“, „Jugosalavija“, „Luksor“ und „Mica“.



Der Einfluss unserer einheimischen, aber auch der Alpenarchitektur: hohe, steile Dächer und Riegelwände, ist bei den Villen „Teokarević – Kopaonik“, „Stojanović – Vračar“, „Maruška“ und „Moja želja“ erkennbar.


Besonderer Charme des Ortskerns von Vrnjačka Banja ging von den Pavillons an den Quellen aus, die bedauerlicherweise entfernt worden sind, aber auch von den Pavillons, die als Milchstände, Eisdielen, Läden, Bibliothek oder Musikpavillons dienten, welche zum Teil wieder aufgestellt wurden




Sie alle haben eine ausgewogene, zweckmäßige Konstruktion mit großen Öffnungen gemeinsam, was die Objekte transparent und schlicht aussehen lässt. Ihre weiteren Gemeinsamkeiten sind Holz als grundlegendes Baumaterial, üppig dekorierte Giebel, und in den meisten Fällen eine Dachkuppel.
Ein Juwel dieses Ambientes stellen die alten, in den Parkanlagen platzierten öffentlichen Trinkbrunnen dar. Der älteste von allen, Belimarkovićs Brunnen, wurde 1986 aufgestellt und stellt den ersten Trinkwasserbrunnen in Vrnjačka Banja dar, der allen Durstigen von General Belimarković geschenkt wurde.

Die restlichen ursprünglich sieben und jetzt sechs Brunnen waren auf den meistbesuchten Plätzen aufgestellt, kompositionell aus Profilsteinen gebaut, die zusammengesetzt eine etwas kompaktere Pyramidengestalt abgaben, hatten Messingverzierungen und einen Kandelaber obenauf.

Die angeführte Typologisierung der Bauwerke betrifft nicht die Objekte des reinen Stils (mit Ausnahme der Moderne), sondern fällt unter den sog. Eklektizismus, eine Mischung verschiedener Stile, von denen wir die häufigsten und dominierenden Elemente als stilistische Bezugsgrößen der Baukunst in Vrnjačka Banja ansehen
Trotz der regen Bauaktivität und der Einflussnahme des Privatkapitals wurde jedoch ein wichtiges Merkmal der alten Bauart erhalten: Es wurden alle Klimabedingungen des Kurortes berücksichtigt.

Die Objekte wurden unter Beachtung der Proportionalität gegenüber den benachbarten Bauwerken und der natürlichen Umgebung errichtet. Man bemerkt große Bestrebungen, dass jedes Bauobjekt unabhängig von seiner Funktion einen eigenen Charakter, sowie die Einzigartigkeit der Architektur und der Fassadengestaltung erhält und dabei dennoch im Einklang mit dem Nebenobjekt und der Natur steht.
